Dr. Tino Töpper, Co-Founder und CEO von Bottmedical AG im Interview

Die Bottmedical AG ist ein Schweizer deep-tech Start-Up von der Universität Basel, wurde im Mai 2019 gegründet und ist im Tech Park Basel im Stücki Park eingemietet. 

Gestartet hat die Journey im Mai 2013 als Dr. Tino Töpper und Dr. Bekim Osmani mit ihrer Doktorarbeit im Rahmen der nano.tera.ch Initiative (Wissenschaftsinitiative vom Schweizer Nationalfonds) begannen. Im September 2019 ist die Bottmedical AG im Stücki Park eingezogen und hat seither ein grossartiges Produkt auf den Markt gebracht. Gestartet mit dem TOFI (tongue fitness trainer) gewann Bottmedical die Science Slam Trophy 2020 am Swiss Medtech Day. Unterdessen konnte Bottmedical den Naturaligner® – eine Zahnschiene aus Biopolymer zur Zahnkorrektur – zulassen und, die klinische Studie in Zusammenarbeit mit BaselDent abschliessen. Seit Juli 2022 können Patienten zudem mit CINNA® – eine antibakterielle durchsichtige Zahnschiene, ihre Mundhygiene verbessern.

Bottmedical benutzt für ihre Produkte cellulose-basierte Biopolymere, welche mit natürlichen Weichmachern verarbeitet werden können. Auch die antibakteriellen Wirkstoffe basieren auf natürlichen essentiellen Ölen, z.b. Zimt (english cinnamon) – daher die Namensgebung für CINNA. Ein natürlicher Ansatz für die dentalen Therapien welche verträglicher für die orale Flora des Patienten sind.

Tino Töpper, hat dich die Mundhygiene schon immer interessiert?

Als Physiker in der Uni Basel haben Dr. Bekim Osmani, Mitgründer von Bottmedical, und ich an künstlichen Muskeln für die Inkontinenzbehandlung geforscht. Dabei haben wir 4 Jahre im Bereich der Biopolymere gearbeitet. Dort wurde das Vorwissen für die heutigen Ideen aufgebaut.

Bei einem Innovationsevent der Uni Basel konnten sich Wissenschaftler mit Anwender, also unter Anderem Kieferorthopäden und Zahnärzten, treffen. Es wurde darüber gesprochen, wo die Technologie der Biopolymere noch angewendet werden könnte. Dabei fiel auf, dass die Zahnmedizin grosses Potential mit sich bringt.

Dazumal hat mich vor allem der Gedanke angetrieben, wie ausserhalb der Labore und der akademischen Welt, die Innovation vorangetrieben werden kann. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Produkte, die in der Uni hängen bleiben und nicht weitergeführt werden.

Als ich zum zweiten Mal Papa wurde, entwickelte sich meine Frau zur Bio-Aktivistin. Deshalb wurden auch im beruflichen Umfeld Biopolymere immer interessanter. Tatsächlich gibt es die Biopolymere Awareness in der Medizintechnik (noch) nicht, denn es muss «einfach nur funktionieren».

Mit dieser Motivation ging ich aus der Uni heraus und gründete Bottmedical mit der Vision, nur natürliche Wirkstoffe für die Produkte zu verwenden. So entstand der Naturaligner®.

Was ist der Naturaligner®?

Der Naturaligner® ist die erste durchsichtige Zahnspange, die mit ihrer cellulose-polymeren beschichteten Oberfläche eine natürliche Oberfläche zur Mundschleimhaut bildet und das ganz ohne Weichmacherbelastung für den Patienten. Einen Unterscheid zu herkömmlichen Schienen sieht der Patient nicht – Sie bietet eine hervorragende Transparenz in Kombination mit der CINNA®-Pflegelösung einen antibakteriellen Schutz.

Was ist denn CINNA®?

CINNA® ist eine durchsichtige Zahnschiene, die auf Biopolymer-Basis mit antibakteriellen Wirkstoffen «aufgeladen» wird. Stell dir vor, du hältst ein Stück Papier und ein Stück Plastik unter Wasser. Beim Plastik perlt das Wasser ab, hingegen das Papier das Wasser aufsaugt. Dasselbe passiert mit CINNA®. Sie nimmt die antibakteriellen Wirkstoffe auf. Dadurch entsteht diese antibakterielle Wirkung – ein grosses Potential in den Bereichen der Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen oder Kariesbildung. Das funktioniert mit herkömmlichen Plastikschienen nicht.

Was motiviert dich für deine Tätigkeit als CEO von Bottmedical?

Das Vorantreiben des natürlichen und präventiven Therapie Ansatzes ist das, was mich motiviert und mir Spass bereitet.

Zu sehen, wie wir wachsen und unsere Produkte in der Schweiz und in Deutschland verkaufen, motiviert mich täglich aufs Neue.

Welche ist deine grösste Erfolgsgeschichte?

Das wir aus der Idee, Biopolymere in der Zahnmedizin zu verwenden, ein Produkt entwickeln konnten, welches nun verkauft wird. Gestartet sind wir mit 1.5 Personen und konnten zu einem 8-köpfigen Team heranwachsen. Während dieser Wachstumsphase mussten wir uns ständig neu erfinden. Als Wissenschaftler wurden wir zu Medizinal Produktexperten, weiter zu Productdesigner und nun Sales-Personen. Nichts davon hat einer von uns ursprünglich gelernt. Das ganze Team hat sich mit den neuen Aufgaben mitentwickelt, was auch auf persönlicher Ebene eine Challenge war und uns weitergebracht hat.

Auf welchem Produkt liegt momentan euer Fokus?

Der Fokus liegt im Sales auf beiden Produkten. Da Bottmedical an die Zahnärzte gebunden ist, müssen wir diese von unseren Produkten überzeugen. Deshalb wurden die Forschungsaktivitäten runtergefahren. In der Pipeline fürs Jahr 2023 ist das «Whitening». Die Idee ist, dass mit derselben Zahnschiene je nach Wirkstoff entweder die Zähne geweisst werden oder das Karies bekämpft wird

Und zum Schluss, was macht den Standort Tech Park Basel im Stücki Park für euch optimal?

Es gab einige Standorte, die in Frage kamen. Wir haben uns bewusst für den Tech Park Basel entschieden, da hier nicht nur Pharma Start Ups, sondern auch einige Medtech Unternehmen, also Start Ups im Medizintechnik Bereich, vorhanden sind. Die kurzen Kommunikationswege und den Austausch «zwischen den Gängen» schätzen wir sehr.